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Brief aus Eckernförde – Viel Lärm um nichts #18

Zum letzten Mal und ausnahmsweise am Samstag heißt es in diesem Jahr: „Moin, moin aus Eckernförde.“ Weit- und weltläufig kommt sie wieder einmal daher. Unsere Margarete Brix, Amtsrichterin a.D. aus Eckernförde. Das Große Ganze im Blick. Das übertönt aber vielerorten das Lokale. In Eckernförde sind es die Projekte „Bebauung der Hafenspitze“ und „Binnenhafen-Nooröffnung“, in Brauweiler ist es die „Bebauung des Guidelplatzes“, die für täglichen Gesprächsstoff hier wie dort sorgen. Das Lokale. Das wird auch 2012 wieder unser Hauptthema sein. Aber vorher lassen wir noch mal unseren Blick in die Weite schweifen. Wir lassen es noch mal ordentlich krachen. Aber lesen Sie selbst. „Viel Lärm um nichts“. (Illustration: Meike Teichmann).

Moin moin,

morgen wird die Kieler Straße im Pulverdampf verschwinden und der Himmel über der Ehrenfriedstraße in Brauweiler wird mehr oder weniger bunt sein. Man schätzt, dass sich allein in Deutschland 113 Millionen Euro in Luft auflösen werden. Dragon Wings, Power Mamba, Big Bang Bombs, oder Dark Soul heißen einige der Neuheiten. Wollen wir mal hoffen, dass sie ihren Namen keine Ehre machen. Bei „Dark Seoul“ könnte man nämlich ganz leicht den neuen Herrscher Nord-Koreas in Verdacht haben und die daraus resultierenden Verwicklungen möchte ich mir nicht vorstellen. Für Ernährungssicherung und globalen Umweltschutz hat die Bundesregierung für 2012 übrigens gut 260 Millionen Euro angesetzt. 260 Millionen für Ernährungssicherung und globalen Umweltschutz! 113 Millionen für Knallfrösche. Fragen? Bitte nicht. Uns ist es wichtig, dass es anständig rumst. Das ist also zumindest ein Ergebnis von 7,5 Millionen Jahren Evolution. Herzlichen Glückwunsch liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Knalleffekte liegen uns ganz offensichtlich sehr am Herzen.

Im Rückblick auf 2011 erinnere ich auch den ein oder anderen Knalleffekt. Knalleffekt im Wortsinn. Lautes Geräusch und Erschrecken. Mehr aber auch nicht. Hunde die bellen, beißen nicht. War es nicht so? War es nicht schon immer so? Ohne großen Wert auf feine Unterschiede zu legen, wird das Medienfass möglichst geräuschvoll aufgemacht. Ob nun Gottschalk die Mutter aller Familienshows verlässt, manche Griechen nicht sparen wollen, Westerwelle eine neue Brille trägt oder der Klimagipfel zu scheitern droht. Ein bisschen Krach und Pulverdampf, drüber schlafen und dann ist es vorbei. Dabei vergessen wir umso schneller, je höher die Dichte der Knalleffekte ist. Wer also eine unangenehme Wahrheit unters Volk bringen muss, sollte den Zeitpunkt mit dem Rücktritt des Bundestrainers, wahlweise Bundespräsidenten, dem Verkaufsstart eines neuen iPhones und einem Sommer koordinieren, der der regenreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist. Wer sich an diese einfache Grundregel hält, hat nichts zu befürchten. Im Klangschatten der anderen Knalleffekte, verhallt der eigene. Und schon sind wir bei Silvester und den allseits beliebten Vorsätzen für das neue Jahr. Mehr Sport, gesünder essen, den Hund streicheln, dem Chef die Meinung sagen, das Rauchen aufgeben. Nichts davon wird je in die Tat umgesetzt. Macht aber auch nichts, denn die Kakophonie der gleichzeitig geäußerten Vorsätze tarnt den eigenen. Das war, siehe oben, eigentlich schon immer so. Neu ist aber die Gleichzeitigkeit unüberlegter Äußerungen, bedeutungsloser Rücktritte und ebensolcher Produkteinführungen. Die mediale Realität (facebook, twitter, Skype, Fernsehen …) trägt hierzu maßgeblich bei. Aus dem Ehrfurcht gebietenden und Aufmerksamkeit erzeugenden Donner der Pauke wurde im Laufe der Zeit ein nervtötender Trommelwirbel und heute, so empfinde ich es jedenfalls, traktieren die Besen der Nachrichtentrommler unaufhörlich die Snare-Drum  und erzeugen ein nicht trennscharfes, bleigraues Grundrauschen. Niemand weiß mehr, woher es kommt und was es bedeutet. So wird es auch in der Silvesternacht wieder sein, es wird knattern, qualmen und gute Vorsätze regnen. Viel Lärm um Nichts.

Guten Rutsch

Ihre Margarete Brix

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