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Brief aus Eckernförde – Nichts anzuziehen #55

Mein Vater Hans-Gert ging nie ohne Hut oder Schiebermütze aus dem Haus. Als Kind habe ich mich daran nie gestört. Später dann dachte ich, der Altvordere ist aber voll „Alte Schule“. Im Alter von sechzehn habe ich meinem Vater dann mal ein paar Wochen nachgeeifert. Im Partykeller von meinem Freund Maassi hatte ich in der hintersten Ecke einen Original Stetson gefunden und ihn mir im Handstreich angeeignet. Das ging so lange gut, bis mir eines Abends Vater Maass eines Abends die Tür aufmachte und selber wieder Gefallen an dem Stetson fand. Seitdem gehörte ich dann für die Hutindustrie zur „Verlorenen Generation“.  Wie ich auf diese Geschichte komme? Es wird momentan Obenrum kühler. Weiterhin hatte mein Vater diese Woche 31. Todestag, und meine mittlerweile mütterliche Freundin schließt ihre allwöchentliche Kolumne über Textiles mit einem entschiedenen Votum für das Obenrum oder besser gesagt Obenauf. So ich lese jetzt noch mal den Brief aus Eckernförde, denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob Margarete Brix, Amtsrichterin a.D., und ich das gleiche Thema behandeln. P.S. Naja, sagen wir mal, peripher gestreift. Wir wünschen ein schönes Wochenende. (Illustration: Meike Teichmann).

Moin, moin,

mit beeindruckender, letzter Kraft wärmt die Sonne meinen Rücken, als ich über die Klappbrücke zur Siegfried-Werft rüber gehe. Rasch bespreche ich eine Tischreservierung für den Samstag und komme nach wenigen Minuten wieder raus. Die Sonne hat sich inzwischen hinter rasch ziehenden Wolken verborgen und als ich in der Mitte der Brücke angelangt bin, überfällt mich prasselnd ein Regenschauer und durchnässt mich bis auf die Haut. Herbst. Ein bisschen wie April. Unberechenbar. Wunderbar. So lange man die richtige Kleidung trägt. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Vor meinem Gang in die Stadt schaute ich aus dem Fenster, blickte nach Ost und West, öffnete das Fenster, hielt einen Arm in die Luft, um deren Temperatur zu erfühlen und dann entschied ich mich. Den Wetterbereicht schaue ich nur, weil Meeno Schrader immer schöne Bilder aus dem Land mitbringt und – schnuckelig ist der ja auch. So wählte ich ein Unterhemd (nicht mit Spaghettiträgern, die drücken immer so), heute sagt man ja Top, ein klassisches Poloshirt, eine sehr leichte Strickjacke, heute sagt man ja Cardigan und eine halblange Popelinejacke.

Ohne Regen, wäre meine Entscheidung perfekt gewesen. Ich hätte an Stelle der Popelinejacke, eine Soft-Shelljacke nehmen können, oder eine wind- und wasserdichte, aber atmungsaktive, expeditionstaugliche Multifunktionsjacke. Aber ich trug Rock. Ein Mantel? Also wirklich! Im November. Frühestens. Unter diesen atmungsaktiven Jacken schwitze ich außerdem immer so. Zwischenfazit: Die nächsten Wochen werden hart. Bekleidungstechnisch.

Das jedenfalls dachte ich, bis ich auf Höhe Rundsilo, heute sagt man ja Luzifer, war. Die neue Bedienung aus Wien sprintete mir – mit einem Schirm entgegen. Tja, die Österreicher, die wissen sich zu helfen.

Schönes Wochenende

Ihre Margarete Brix

P.S. Kleiner Tipp: Obenrum bin ich immer perfekt ausgerüstet. Ein Hütchen schützt im Sommer vor der schlimmsten Hitze und bewahrt mich im Winter vorm Auskühlen. Mit Hütchen liegt man immer richtig.

admin

Brauweiler. Stadtteil von Pulheim. Die ehemalige Bendiktinerabtei Brauweiler gehört zu den herausragenden kulturellen Denkmälern des nördlichen Rheinlands. Brauweiler hat ca. 8.000 Einwohner. Dorf mit regem Vereinsleben im Westen von Köln.

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