Ein weiterer Aspekt seiner Arbeit beschäftigt sich mit den Polen von Privatheit und Öffentlichkeit. Ausgangspunkt dieser konzeptuellen Überlegungen ist die Frage, wodurch sich Räume zu dem einen oder anderen konstituieren und ob klare Abgrenzungen überhaupt möglich sind. Die Vorstellung von individueller Freiheit und Lebensgestaltung, die im Liberalismus des 18. und 19. Jahrhunderts zur Trennung von privaten und öffentlichen Bereichen führt, dient dem Künstler als Arbeitsmaterial und Quelle für seine Arbeiten. Orte, Räume und Schnittstellen, an denen sich Privates von Öffentlichem trennt, verwebt er subtil mit daraus resultierenden Verhaltensweisen und gesellschaftlichen Normen, an die sich Sehnsüchte, Ängste aber auch Scham koppeln.
Seine Installationen bezeichnet Burkhardt dabei als chez soi, was in der deutschen Übersetzung so viel wie zu Hause bedeutet. Ob sich angesichts der vermeintlichen, zum Teil kojenartigen oder als Fassade angelegte Behausung ein ‚privates‘ Gefühl einstellt oder erst beim Betrachten seiner Arbeiten von minutiös gezeichneten erotischen Frauen- und Männerdarstellung eine Empfindung von Intimität aufkommt, überlässt er dabei dem Betrachter und dessen gesellschaftlicher Prägung. Burkhardt offeriert mit unterschiedlichen Medien die Möglichkeit einer privaten Sphäre. Diese Frage stellt sich auch hinsichtlich der Betrachtung seiner durch Erotikmagazine der 1950er und 1960er Jahre inspirierten Zeichnung, die vereinzelt im in der Ausstellung zu sehen sind. Ist das studieren der Zeichnungen also schambehaftet, da die visuelle Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit stattfindet, die Vorlage aber ursprünglich für private Zwecke gedacht war? Burkhardt bricht die Ambivalenz auf, indem er eine Ambivalenz schafft. Er versieht seine Zeichnungen mit Textpassagen aus Liedern, mit Gedankenfragmenten oder Sinnsprüchen in Form von Sprechblasen, die häufig die visuelle Darstellung unterlaufen und mal humorvoll mal poetisch, die offensive Erotik konterkarieren und eine neue Sinnebene generieren.
Indem Burkhardt außerdem eine Trinkhalle in seine In-Situ-Arbeit integriert, schlägt er einen Bogen von der Gegenwart in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Zweck der einstigen Trinkhallen – die damals ausschließlich dem Verkauf von alkoholfreien Getränken dienten – war es, dem wachsenden Alkoholkonsum der Arbeiter entgegenzuwirken. Der übermäßige Verzehr von Bier und Schnaps war dem Umstand geschuldet, dass das Leitungswasser dieser Zeit im ungekochten Zustand gesundheitsschädigend war. ‚Schnapsspenden‘ der Fabrikbesitzer taten ihr Übriges. An zentralen Orten oder in unmittelbarer Nähe zu den Zechen und Werken förderten die Städte die Einrichtung von Trinkhallen, die nun Mineralwasser statt Alkoholika ausschenkten. Im Laufe der Zeit avancierten sie zu alternativen Lokalen und geselligen Treffpunkten. Mit dem Ausschank von Belgischem Bier in der Abtei wandelt der Künstler den Ausstellungsraum zu einem ähnlich geselligen Treffpunkt und transportiert darüber hinaus ein Stück belgische Heimat in das Rheinland. Er spielt mit der Vorstellung von vertrauter Heimeligkeit, die er durch kleine Irritationen in einen Ort der Widersprüche verwandelt.
Franz Burkhardt wurde 1966 in Wolfenbüttel geboren und studierte von 1987
bis 1993 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. H. P. Zimmer, Prof. Emil Cimiotti und Prof. Johannes Brus.
Seit 1991 zahlreiche Stipendien (DAAD für Togo, Günther-Peill-Stiftung, Peter-Voigt-Stipendium, Swatch-Stipendium) sowie nationaleund internationale Ausstellungen.
Franz Burkhardt lebt und arbeitet in Montzen (Belgien).
25. Oktober bis 7. Dezember 2014
Vernissage: 24. Okober, 20 Uhr
Winterrefektorium der Abtei Brauweiler
Öffnungszeiten:
Di bis So 14.00-17.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Montags geschlossen
Eintritt frei
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