Brief aus Eckernförde – Die Macht der Gewohnheit #57

Heute ist mal so gar nichts wie immer. Der Brief aus Eckernförde hat mich knapp verfehlt, bevor ich das Büro verließ. Jetzt bin  ich wieder zurück in Brauweiler nach einem positven Gespräch und voller neuer Energie. Die Uhr geht auf halbeins und ich muss noch schnell die Freitagskolumne einleiten. Denn dann gibt es für mich Mittagessen. Damit ist dann alles wie immer. Regelmäßige Mahlzeiten gehören für mich mittlerweile zum Alltag. Und wehe, ich bin auf Reisen, dann hole ich um diese Zeit immer eine Knifte heraus, die ich mir morgens schmiere. Vor wenigen Jahren noch habe ich noch über meinen Geschäftsfreund Peter geschmunzelt, der Punkt 12.30 Uhr immer seine Agentur verließ. Jetzt bin ich selber so einer. Was das mit Margarete Brix, Muddern, Tante Hila, der Nachbarin Martha und Oma Borby zu tun hat. Lesen Sie selbst. (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

das kennen Sie zuhause vielleicht ja auch. Es ist Samstag, die Uhr geht auf 17.30 Uhr. Ihr Mann ist wie immer, nur, dass er jetzt alle paar Minuten auf die Uhr schaut. Sie kennen den Grund. Sportschau, ne.

So ist Fiete ja auch. Ein Wochenende ohne Sportschau. Undenkbar. Manchmal setze ich mich dazu. Nicht wegen der Sportschau, wegen Fiete. Er kommentiert jeden Spielzug, jede Ein- und Auswechslung und die Qualität des Kommentars kommentiert er auch. Regelmäßig bietet er mir dann eine Rückblende mit drei sich wiederholenden Episoden. Er berichtet von Heinz Mägerlein, der 1959 den legendären Satz „Sie standen an den Hängen und Pisten“ über die Lippen brachte, dann berichtet Fiete mit gnädiger Geste des Fußballsachverständigen von Carmen Thomas, die Schalke 04 einst Schalke 05 nannte und schließlich erinnert er sich immer gern an die fünf Treffer, die Günther Netzer an der Torwand des Aktuellen Sportstudios erzielt hat.

Ich werfe dann stets ein, dass seine Geschichten nichts mit dem Kommentar des eben in Ausschnitten gezeigten Fußballspiels an sich zu tun hätten. Er winkt ab und schon wird es draußen dunkel. Schöne Abende sind das. So vorhersehbar und wärmend. Ab und an erzähle ich Fiete dann, wie meine Mutter mit ihrer Schwester Hilla, unserer Nachbarin Tante Martha und meiner Oma Borby im Hof Bohnen geschnippelt hat. Fiete sagte dann, das habe mit Fußball ja wohl noch weniger zu tun.

Morgen ist Samstag. Ich freu´ mich schon.

Ihre Margarete Brix

P.S. Sonnenuntergang ist morgen übrigens um 18:44 Uhr.

admin

Brauweiler. Stadtteil von Pulheim. Die ehemalige Bendiktinerabtei Brauweiler gehört zu den herausragenden kulturellen Denkmälern des nördlichen Rheinlands. Brauweiler hat ca. 8.000 Einwohner. Dorf mit regem Vereinsleben im Westen von Köln.

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