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Brief aus Eckernförde: Für kein Geld der Welt. # 1

Die Urlaubszeit neigt sich dem Ende zu. Aber so manche Begegnung ist haftengeblieben. Selbst Freundschaften werden im Urlaub geschlossen. Wir waren in Eckernförde. Und dort haben wir Margarete Brix kennengelernt. Wir saßen gerade zum zweiten Frühstück im Diavolo, unfähr auf Höhe der Klappbrücke. Dort saß im Strandkorb neben uns eine jugendlich alte Dame und nippte an einem undefinierbaren Getränk. Wir kamen ins Gespräch. Brix ist Amtsrichterin a.D. Sie kennt in der Region Gott und die Welt. Die nächsten 14 Tage trafen wir uns meist mit Blick auf den Hafen und sprachen über Eckernförde, das Rheinland, Karneval am Fjord und dies und das. Das war sehr anregend. Und wir beschlossen, dass Brauweiler unbedingt ein Fenster in die große weite Welt braucht. Warum nicht Eckernförde. Wir begrüßen Margarete Brix mit ihrer wöchentlichen Kolumne. (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

heutzutage gibt das ja immer alles. Bananen, wenn du dir mal einen schönen Bananen-Flip mixen willst, die siebte Wiederholung von Giganten aus Stahl auf N 24 um drei Uhr früh, wenn du nicht schlafen kannst, Autos in braun und mint. Alles eben, auch solche Dinge, die ich eigentlich gar nicht haben möchte. Das zumindest dachte ich bis gestern und hatte mich, Konsumkritik hin oder her, in der Komfortzone Deutschland recht kuschelig eingerichtet.

Weil am Abend, ich war als Gastgeberin unserer Doppelkopfrunde dran, Fiete und die Jungs bisschen Fischsnacks gewünscht hatten, stand ich in unserem schönen Eckernförde bei Rehbehn auf dem Jungfernstieg. Im Norden eine der besten Adressen für Fisch.

Es hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Die Nachfrage ist immer groß. Gerade vor dem Wochenende. Ich schaute mir die Auslage an, sog den Duft der frisch geräucherten Köstlichkeiten tief in die Lunge und hatte mich gerade mit geräuchertem Aal angefreundet, als der mittelalte, seine teure Kleidung  wenig dezent präsentierende Bauchträger vor mir seine Stimme hob. „Och nee, junge Frau, das können Sie nicht machen.“ „Wie bitte?“ Die freundliche Bedienung tauchte aus der Theke auf und lächelte. „Die Sprotten, Sie können doch nicht die letzten Sprotten verkaufen.“ „Sondern?“ Der Mittelalte atmete vernehmlich durch die Nase ein. „Mir sollen Sie die Dinger verkaufen. Ich brauche sie als Geschenk, ein Geschäftsfreund aus Berlin.“ „Seien Sie unbesorgt, morgen haben wir wieder welche.“

Nun wandte sich der Freund vom Geschäftsfreund an jene Dame, die schon bald die neue Besitzerin der Sprotten sein würde. „Gnädigste, Sie verstehen sicher meine kleine Notlage. Ob Sie die Sprotten wohl mir überlassen würden?“ An dieser Stelle legte er eine kleine Pause sein, die er besser nicht eingelegt hätte. Innerhalb eines Wimpernschlages nur sah ich, wie sich der Gedanke von Großzügigkeit bei der Sprottenkäuferin seinen Weg vom Hirn in die sich entspannenden Gesichtszüge bahnte und kurz davor war, ein „Liebe-Deinen-Nächsten-Na-Gut“ zu formulieren, als der Träger einer Golfhose, den entscheidenden taktischen Fehler beging.

„Soll Ihr Schaden nicht sein“, grinste er und ergänzte, „sagen wir 20 Euro.“ Die Mimik der Dame entwickelte sich nun in eine gänzlich andere Richtung. Auch sie lächelte, ihr Lächeln aber ließ eine süffisante Note erkennen, und sie sagte frisch und klar wie der Wind, der über die Ostsee kommt, „Für kein Geld der Welt“.

Wir waren, den Mittelalten ausgenommen, zu fünft im Laden. Von einer Sekunde auf die andere grinsten alle ein solidarisches Grinsen, Drei der Fünf verschränkten zufrieden die Arme vor dem Bauch und ich wusste – die Welt ist gerecht. Am Ende ist sie doch gerecht. Es gibt eben doch nicht Alles. Jedenfalls nicht immer und nicht für Jeden. Und ich dachte an Fußball, ich dachte an St. Pauli, an meinen Verein, daran, dass die Saison endlich wieder startete und ganz gleich wie es nach dem Abstieg aus Liga 1 ausgehen würde, ich stünde auf der richtigen Seite. Denn, käme ein russischer Oligarch und böte irgendeine Summe für unseren Verein. Wie aus einer Kehle sagten wir „Für kein Geld der Welt“.

Ich kaufte den Aal. Den Knilchen schmeckte es und wie immer gewann der dicke Fiete.

Ihre Margarete Brix

P.S. Glauben Sie nicht, die echten Kieler Sprotten kämen aus Kiel. Sie heißen nur so. Tatsächlich kommen die echten Kieler Sprotten nämlich aus Eckernförde. Sofern Sie interessiert sind, erkläre ich das mal bei Gelegenheit an dieser Stelle.

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