brauweilerblog

„Herrje, Maggie“ möchte man nach der Lektüre des Briefes aus Eckernförde sagen. Das Smartphone bekommen wir einfach nicht mehr aus der Welt. Und auch auf dem Brauweiler Wochenende werden wir wieder Menschen beobachten dürfen, die mit dem Ding herumfuchteln, weil sie gerade etwas checken oder die Urlaubsfotos aus Calella de la Costa oder Miami präsentieren wollen. Ich habe es auch schon erlebt, dass neben mir einer in sein Handy und gegen die Power Amplification mit 2×2000 Watt anschrie: „Wo bisse?“ Sein Kumpel tippte ihm auf die Schulter und dann fielen sie sich in die Arme. Ich freue mich auf solche und andere Szenen beim Brauweiler Wochenende und wünsche uns allen ein paar schöne Tage. Margarete Brix, Amtsrichterin a.D., hat übrigens versprochen einen Stellvertreter auf das Dorffest zu schicken. Ich sage nur: Sonntag, 18.00 Uhr im Wirtschaftshof der Abtei. Und am Samstag signiere ich „Tod am Strand“ beim Sommerfest der Bücherstube Brauweiler. In der Zeit von 12.00 bis 14.00 Uhr.

Moin, moin,

heute krame ich schon wieder in Erinnerungen. Das muss am Alter liegen. Aber mit mir werden ja immer mehr Menschen steinalt. Ein Thema, dem ich mich bei Gelegenheit unter besonderer Berücksichtigung künstlicher Körperteile zuwenden muss. Apropos Knie. Ich muss gerade ins 1. Schuljahr gekommen sein, als ich mir böse das linke Knie aufschlug. Der rüpelhafte Nachbarsjunge hatte mir meinen Holzroller streitig machen wollen. Um der Blutung Einhalt zu gebieten, rannte ich ins Haus. Ich rannte in der Gewissheit, dass ich in der Küche meine Mutter und meine Oma antreffen würde. Eine Gewissheit vieler, die im Laufe der Jahre zunächst Risse bekam und dann ins sich zusammenfiel, als habe es sie nie gegeben. Mütter und Großmütter sind heute im Büro, auf Kreuzfahrt, in der Reha, beim Pilates Ü 70 oder auf dem Erdbeerfeld. Nur zuhause trifft man sie kaum noch an. Ähnliches gilt für Väter, Großväter und andere Männer. Die sind auf Dienstreise, in der Muckibude, beim Fußball oder im VHS-Kurs Business-Englisch Ü 50. Nur zuhause … – aber das hatten wir ja schon.

An die Stelle unmittelbarer Kontakte bei denen man sich die Hand gibt und in die Augen gucken kann, sind zunehmend Kommunikationskanäle getreten, die den Besitz eines Smartphones voraussetzen. SMS, MMS, Nachrichten via WhatsApp, eBuddy, facebook Messenger, Skype und manchmal auch Telefonate, bieten Möglichkeiten der Annäherung. Allerdings birgt die Nutzung spezifische Gefahren. Bei Menschen unter 30 höre und beobachte ich eindeutige Signale von Dauer- und Mehrfachkommunikation. Auf WhatsApp wird die Beziehung beendet und via Skype verabredet man sich zum Online-Seminar. Alles mehr oder minder gleichzeitig. Jene Mitmenschen genießen meine Respekt ob ihrer, vielleicht auch nur scheinbaren, Stressresistenz und meine Anteilnahme, weil sich das, was sie da tun, nicht mehr schön anfühlen kann.

Allerdings habe ich mich dem Trend auch nicht entzogen. Zu groß meine Angst, abgehängt zu werden. Hochgerüstet mit Hard- und Software, versuche ich so mit Altersgenossen in Kontakt zu bleiben, weil die (siehe oben) auf Kreuzfahrt oder beim Pilates Ü 70 sind. Und was passiert? Bei facebook ist Jörn nicht angemeldet, bei WhatsApp ist Marie offline und Fietes Mobilbox meldet sich mit: „… Nachrichten bitte nach dem Piep.“

Ich gehe jetzt mal in die Zentralstation. Hans besuchen. Der sitzt im Büro wie es sich gehört. Auf die Polizei ist eben Verlass.

Ihre und Eure Margarete Brix

P.S. In der Stadthalle läuft heute (Freitag) um 16.30 Uhr “Ostsee von oben“. Das schafft Überblick. So würden die Häscher vielleicht sogar Mr. Snowden entdecken. Denn der geht vermutlich auch nicht ans Telefon. http://ostseebad-eckernfoerde.de/veranstaltungskalender.html?secrapage=veranstaltung&secracuid=4c78218bcefb10570d119caa534c2720&secravernr=19871&secraternr=244164&

Rasmussen und die Brix: das neue Duo am Krimi-Himmel. In: Tod am Strand.
Soeben bei emons erschienen und erhältlich überall im gutsortierten Krimi-Buchhandel.