Brief aus Eckernförde – Endspurt … #66
Ach Maggie, als ich heute Morgen deinen Brief gelesen habe, dachte ich so bei mir, wie schön, dass wir immer in so unterschiedlichen Gemütslagen oder aber auch ganz anderen Zeitfenstern leben. Das ist neben unseren topografisch und sozial sowieso völlig unterschiedlichen Umfeldern „das Salz an der Suppe“ unseres Dialoges hier auf dem brauweilerblog. Heute können wir es aber ganz kurz machen, vor allem weil ich auch ganz wenig Zeit habe. Du arbeitest auf Weihnachten hin, das sind noch 16 Tage. Ich hingegen befinde mich im absoluten Endspurt für den Nikolausmarkt hier in Brauweiler rund um die Abtei. Ich habe noch nicht einmal die Rede für die feierliche Eröffnung morgen Nachmittag um 16.00 Uhr im Abteipark geschrieben. Wie hättest du jetzt gesagt: „Nu wart dat aver tid, mien jung.“ Wir sagen hier dagegen mit der rheinischen Gelassenheit: „Et hätt noch ämmer joot jejange.“ (Illustration: Meike Teichmann)
Moin, moin,
den Kopf gesenkt, die Muskeln angespannt und dann jagen sie los – die Sprinter. Auf das Ziel konzentriert, keinen Blick für den Nebenmann. Alle Energie dem Augenblick.
Und wir? Jetzt, da es nur noch 16 Tage bis Heiligabend sind. Augen zu und durch? Ich tippe, dass bei der Beantwortung der Frage ein buntes Bild entsteht. Manch einer wird sich gehetzt fühlen, ein anderer genießt die vorweihnachtliche Stimmung. So wie wir auch außerhalb der Adventszeit ganz unterschiedliche Verhaltensweisen zeigen. Nehmen wir mal Eugen, den Seniorchef beim Schlachter meines Vertrauens. Eugen sagt immer: „Warum sollte ich rennen? Auf den Friedhof komm´ ich früh genug.“ Und dann reicht er den Kindergartenkindern Mortadella über die Theke und schäkert mit den Müttern, die es meist eilig haben, aber Eugens Charme nicht widerstehen können. Er schafft es eigentlich immer, dass seine Kunden gelassener gehen, als sie gekommen sind. Er schafft das, indem er aufmerksam ist und sich Zeit für Kleinigkeiten nimmt. Die neue Halskette, der Fleck auf dem Hemd, die raue Stimme. Eugen nimmt so was wahr, spricht es an und schenkt uns eine kurze Auszeit.
Was mich angeht: Schon meine Mutter hielt mich für einen hoffnungslosen Fall. Heute hätte man mich womöglich mit der Diagnose „hyperaktiv“ den Segnungen der Pharmaindustrie anvertraut. Damals stellte mich Fräulein Dinter einfach in die Ecke. Hätte ich schon im zarten Alter von 11 Jahren gewusst, wie wundervoll Meditation ist, wären mir die Stunden beim „Drachen Dinter“ womöglich in besserer Erinnerung geblieben. Jetzt, mit 73, habe ich immer noch Hummeln im Hintern und erliege der künstlichen Hektik nur allzu leicht. Mit oder ohne Meditation.
Aber ich habe ja Eugen. Da husch ich jetzt schnell mal rüber. 150 Gramm Aufschnitt und ´n büschen Ruhe.
In Eile, Margarete B.
Hallo Brauweiler, wie gern würde ich euren Nikolausmarkt besuchen. Nach allem, was ich lese, wird da ja mal keine Einheitskost geboten. Standardmärkte sind mir nämlich ein Grauen! Freue mich auf viele Fotos. Sicher wird Mr. Brauweilerblog neben all den anderen Tätigkeiten auch noch Zeit finden, auf den Auslöser zu drücken.
Allen, ein wunderbares Wochenende rund um die Abtei!
Adventliche Grüße aus dem verschneiten Eckernförde
Ihre und eure Margarete Brix