Rat beschließt neue „Baulandrichtlinie 40-50 – Der Pulheimer Weg“
„Heute ist ein guter Tag für die Menschen in Pulheim.“, kommentierte Walter Lugt, zweiter stellvertretender Bürgermeister, „Die Richtlinie ist ein Paradigmenwechsel für Pulheim.“
Mit der Richtlinie legt der Rat den Grundstein, um die Wohnraumsituation für alle Menschen in Pulheim zu verbessern, für alle Generationen und jeden Geldbeutel. Das gilt für frei finanzierten und insbesondere für Miet- oder öffentlich geförderten Wohnungsbau. Zumindest ist dies das Ziel.
Die Überschrift der Baulandrichtlinie beinhaltet Eckpunkte: 40% Geschosswohnungsbau und davon 50% öffentlich gefördert. Das betrifft Flächen an den Außenbereichen von Pulheim und ab einer bestimmten Größe Wohnflächen im Innenbereich der Stadt.
Bis zu drei Geschosse plus Staffelgeschoss beträgt die vereinbarte Geschosszahl. Die von dem Rat geforderte Verdichtung und Ressourcenschonung wird damit erreicht. Was die Innenverdichtung angeht, wird mit den aktuellen Projekten Oppelner Höfe (bis zu fünf Geschossen) in Pulheim und dem Abteiquartier in Brauweiler Schritte in die richtige Richtung gegangen. Im Abteiquartier wird der erste Anwendungsfall der Richtlinie, mit der von der Verwaltung genannten Flächengröße für öffentlich geförderten Wohnungsbau.
Mit „preisgedämpftem Wohnen“, dem „sogenannten Düsseldorfer-Modell“, hat Pulheim Neuland betreten. Pulheim will den Familien, die gerade über den Einkommensgrenzen für öffentlich geförderte Wohnungen liegen, die monatliche Mietbelastung senken. Rechtliche Gründe sprachen dagegen. In der Richtlinie erfolgte dafür eine Kompensation, indem der Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen von 30% auf 50% erhöht wurde.
Eine angestrebte Bevorzugung Pulheimer Bürgerinnen und Bürger bei der Wohnraumvergabe ist leider nicht umsetzbar. Zwei Gruppen stehen dabei besonders im Fokus: Senioren, die ihre Häuser an junge Familien geben, bei der Vergabe einer adäquaten Wohnung in ihrem Umfeld zu bevorzugen. Und die Kinder aus unserer Stadt, die nach Ausbildung, Beruf und Familiengründung zurück in die Stadtteile oder den Zentralort wollen.
Es soll auch für Außenbereiche gelten. Gibt es schon Pläne für neue Baugebiete an den Ortsrändern? Finde bei der Stadt nix. Thema wurde bei der letzten Ratssitzung abgesetzt.
Ich bezweifle sehr, dass diese neuen Festlegungen Investoren nach Pulheim locken werden. Die Reduktion des Anteils von frei finanzierten Wohnungen in Geschossigkeit und prozentualen Anteil in einem Projekt, macht den Anteil des öffentlich geförderten Wohnungsbaus so immer schwieriger.
Wer Interesse hat, möge sich einmal diesen Artikel durchlesen:
https://www.bundesbaublatt.de/artikel/halbherzige-massnahmen-statt-zupackende-loesungen-4125629.html
Zitat daraus:
„Das föderale System und die damit verbundenen (Mit-)Bestimmungsrechte von Bund, Ländern und Kommunen haben das Bauen in Deutschland zu einem der komplexesten Aufgabenfelder gemacht hat. Statt Ziele zu setzen, wird kleinteilig verhandelt, wie der Weg zum Ziel zu beschreiten ist. Weniger innovationsfeindlich geht nicht.
Es braucht Mut und stringentes Handeln von der Bundesebene bis in die Ratsstube einer jeden Kommune, damit es beim Bauen wieder mehr um Zielsetzungen geht und die Ausgestaltung den Fachexperten überlassen wird.“