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Brief aus Eckernförde – Das kannst du glauben #20

(red) Immer noch und schon wieder schwirrt über den Frühstücks- und Stammtischen in Brauweiler und Eckernförde die gebetsmühlenartige Formel: „Die ticken doch alle nicht richtig.“ Es kursieren wilde Gerüchte. Wetten werden abgeschlossen, wie lange wir uns das Brauweiler Loch noch anschauen müssen. Warum sind die Planen abgehängt? Geht es jetzt vielleicht doch gleich los mit den Bauarbeiten? Die Lokalpolitik hat uns wieder. Was den Brauweilern der Guidelplatz ist, das ist die Carlshöhe den Eckernfördern. Nur an der Ostsee passiert eben etwas, weiß Margarete Brix, unsere Urlaubsbekanntschaft aus Eckernförde, zu berichten. Außerdem verweist die Amtsrichterin a.D., dass Menschen durchaus glaubwürdig sein können, wenn sie frei von inneren Widersprüchen ihre eigenen Ziele gegen die Gesellschaft durchsetzen. Es ist an der Gesellschaft selbst, sich gegen solche Egoisten zu wehren. (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

„Glaubwürdigkeit ist doch eine einfache Sache: Man sagt, was man tut und man tut, was man sagt.“ Ein Zitat, das dem israelischen Journalisten Daniel Dagan zugeschrieben wird. Ich habe es ihn nie sagen gehört. Sein Tonfall würde mich interessieren, seine Mimik nicht minder. Muss ich zwischen den Zeilen lesen, gibt es einen Subtext? Als pensionierte Richterin sollte ich ausreichend kompetent sein, um das Eigentliche seiner Aussage zu erkennen. Schließlich spielt Glaubwürdigkeit neben Indizien und Beweisen eine wichtige Rolle bei der Urteilsfindung und der Festlegung des Strafmaßes. Aber ich bin wohl zu sehr Produkt meiner persönlichen Erfahrungen, um allzu kritisch mit der Glaubwürdigkeit als fundamentaler Eigenschaft eines Menschen umzugehen. In der Regel habe ich erlebt, dass ich glauben durfte, was ich wahrnahm. Ja Sie lesen richtig. Ich vertraute meiner Wahrnehmung. Dabei beschränkte und beschränke ich mich nicht auf  die Wertung des Wortes. Die Glaubwürdigkeit eines Menschen offenbart sich in ihm als „Gesamtkunstwerk“. Es sind die Taten jüngeren und älteren Datums, es ist die selbst gestrickte Legende des eigenen Lebens, es sind Gestik und Mimik. Betrachtet man also das Ganze, erscheint eigentlich immer das zu bewertende Detail im hellen Licht der weiten Bühne. Glaubwürdigkeit ist viel mehr, als auf eine Frage eine überprüfbar wahre Antwort gegeben zu haben. Alle Straftäter, deren Geschichte ich zu ergründen versuchte, waren durchaus glaubwürdig. Sie führten ein konsistentes Leben. Frei von inneren Widersprüchen überfielen sie Banken oder betrogen sie Versicherungen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Insofern waren sie für mich in ihrem Tun glaubwürdig. Dass sie vor Gericht nach Ausflüchten sichten, ist nur menschlich.

Einsichten solcher Art drängen sich mir auf, wenn ich über unsere politische Klasse nachdenke. Und wer tut das in den letzten Wochen nicht. Da wird getrickst, geschoben, notgelogen. Versetze ich mich hingegen in den Politiker selbst, – Sie wissen schon, wen ich meine – , dann fügt sich ein Karrierebaustein an den nächsten. Alles erweckt den Eindruck makelloser Kohärenz. Wenn es denn aber mal eng wird, versuchen die Mitglieder der politischen Klasse ihr eigenes Fehlverhalten zu vertuschen, auch wenn sie dieses zuvor an anderen messerscharf kritisiert haben. Jo, solch Verhalten ist eben der Tatsache geschuldet, dass wir alle auch nur Menschen sind.

So könnte es auch bei uns Eckernförde sein. Der Investor auf der Carlshöhe sagt, er habe Bäume gefällt, deren Fällung ihm erlaubt worden sei. Der Bürgermeister verweist darauf, dass Fällgenehmigungen nur schriftlich erteilt würden. Der Investor hat viele Millionen Euro in die Hand genommen und entwickelt einen neuen Stadtteil. Der Bürgermeister ist diesbezüglich natürlich erfreut und muss das Projekt als erster Bürger der Stadt unterstützen, darf aber nicht den Anschein entstehen lassen, als würde mit zweierlei Maß gemessen, wenn denn nur ausreichend viel Geld im Spiel ist.

Wer den Geschützdonner verhallen lässt und wartet, bis der Wind die Rauchschwaden vertrieben hat, wird klare Sicht haben und erkennen, wer glaubwürdig ist. Und er wird erkennen, dass ein jeder als Strippenzieher seines eigenen Lebens immer glaubwürdig ist. Wir können gar nicht anders. Eine in diesem Zusammenhang hilfreiche Frage lautet übrigens: „Wem nützt es?“

Viele Grüße

Ihre Margarete Brix

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