brauweilerblog

Wir kennen das aus unserem Abteidorf Brauweiler. Da haben Menschen gute Absichten und Ideen, die vielleicht erst in fünfzig oder  hundert Jahren Wertschätzung erfahren. Mir kommt das böse G-Wort nur noch schwer über die Lippen, deswegen schreibe ich es lieber auf: Guidelplatz. Ja, so könnte es mit der Bebauung des Guidelplatzes gehen. Gut gemeint, aber von den Zeitgenossen überhaupt nicht wertgeschätzt. Die wollen ja alle nur eins: Parken. Am besten gleich in das Geschäft fahren und die Karre drinnen abstellen. Die nächste Generation geht ja vielleicht schon ganz anders mit dem Thema Mobilität um, die gehen wieder mehr zu Fuß und fahren Rad oder teilen die Autos. Tiefgaragen? Neulich las ich von einem unterirdischen Parkhaus in New York, das begrünt werden soll. Jetzt mal ehrlich. Es ist eine tolle Idee, den Guidelplatz an seinen Rändern zu bebauen. Was einige Brauweiler momentan umtreibt, ist der Gedanke, dass viele der vor 1960 Geborenen es nicht mehr erleben werden, wie Brauweiler Wochenende und Nikolausmarkt auch auf dem Guidelplatz gefeiert werden. Unser Gezeter ist dann Geschichte und diejenigen, die den Murks angezettelt haben, die gelten dann als zu ihrer Zeit verkannte Genies. Was Margarete Brix, Amtrichterin a.D. aus Eckernförde,  damit zu tun hat? Auch sie ist bei ihren Recherchen auf verkannte Genies gestoßen. Stichwort: Wasserklosett. Aber lesen Sie bitte selbst. (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

Kennen Sie Alexander Cumming? Ich wette ein Fischbrötchen, das nicht. Aber ich wette einen Kutter, dass Sie seine womöglich beste Erfindung kennen, den Siphon. Jenes ebenso unscheinbare, wie segensreiche gebogene Rohr unter ihrem Waschbecken und natürlich unter Ihrer Toilette. Eine Handbreit Wasser, vielleicht ein Viertel Liter, der verhindert, dass es in unseren Wohnungen stinkt, wie in der Kanalisation. Danke, Mr. Cumming! Ihre Erfindung: Ein Segen für die Menschheit. Das Patent meldete Cumming 1775 an. 1810, vier Jahre vor seinem Tod, wurde dann das erste Wasserklosett in Betrieb genommen. Die Früchte seiner Arbeit konnte er also noch ein bisschen genießen. Anders erging es Sir John Harington. Und damit komme ich zur Botschaft dieser Zeilen. Der nämlich ist der eigentlich Erfinder des Wasserklosetts. Bereits 1596 hatte er den epochalen Einfall. Es kümmerte aber niemanden. Obwohl von höchster Stelle, von Königin Elisabeth I. beauftragt, wollten seine Zeitgenossen sein Buch mit detaillierter Anleitung zum Bau des Wasserklosetts, nicht lesen. Wie er das wegsteckte, ist nicht überliefert.

Ich erinnere an diesen Fall, dessen Folgen wir alltäglich weitgehend unbemerkt genießen dürfen, weil womöglich auch Nicolas Sarkozy und Antje Jansen gute Ideen hatten, die erst in ein paar hundert Jahren angemessene Wertschätzung erfahren. Im Wahlprogramm der Linken in SH liest man zum Beispiel: „Die Zusammenarbeit zwischen schleswig-holsteinischen Schulen und der Bundeswehr wollen wir beenden. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder an Bundeswehrsimulatoren das Töten üben.“  Man stelle sich vor, das Töten käme aus der Mode. Nicht, dass ich das glauben würde, aber für einen Moment können wir uns das ja mal ausmalen. Und dann, im Jahre 2345 holt eine Lehrerin an der Gemeinschaftsschule in Fleckeby das Wahlprogramm der Linken von 2012 hervor. Der Rest, liebe Mitwählerinnen und Mitwähler*, wäre Geschichte.

Ihre Margarete Brix

P.S. Landtagswahl, Frankreich- und Griechenlandwahl, sowie das DFB-Pokalfinale. Sieger und natürlich Verlierer. An die Verlierer werde ich demnächst immer denken, wenn ich eine Wasserspülung bediene. Vielleicht haben sie schon mehr geleistet, als wir heute glauben.

* Schade, dass ich mich mit dieser Formulierung nur an etwa 60 Prozent meiner Mitmenschen wenden kann.