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Brauweiler. Sonntagsfrühstück. Die Uhr zeigt 9 Uhr 43. „Da ist was.“ Die Familie sitzt am Tisch und einer guckt gebannt auf das Parkett. Die Köpfe der anderen drehen sich blitzschnell um. Da ertönen schon die ersten spitzen Schreie. „Igitt.“ „Nein wie eklig.“ „Mach das ganz schnell weg.“ Wir sehen die größte Spinne, die wir diesseits des Äquators jemals zu sehen bekamen. Während alle in Schockstarre verfallen, steht eine (!) ganz langsam auf, holt ein großes Einmachglas und sperrt das Riesenviech ein. Später dann wurde das Glas mit einem untergeschobenen Stück Papier versiegelt und in den Garten getragen. Das Monster durfte weiterwandern. Was lerne ich daraus? Die Frauen sind es, die wirklich cool sind. Diese Erkenntnis kann man auch aus dem Brief aus Eckernförde ziehen. Guten Morgen, Margarete Brix! Welche Erlebnisse hatten Sie denn so mit Spinnen in der jüngsten Vergangenheit. (Illustration: Meike Teichmann).

Moin, moin,

über unsere Urlauber habe ich an dieser Stelle gewiss schon ein oder zwei Mal geschrieben. Auch heute kann ich von einer Begegnung erzählen. Das geht schnell und verdeutlicht, warum Las Vegas und Disney World so prima funktionieren.

Gestern Morgen ging ich ums Noor. Eine Runde von ziemlich genau 10 Kilometern. Ich mache das einmal die Woche, um den inneren Schmerz im Zaum zu halten. Davon demnächst mal mehr.

Ich hatte erst wenige hundert Meter zurück gelegt, da begegnete mir ein Paar von vielleicht gut 60 Jahren. Gepflegte Erscheinungen. Gekleidet in Beige. Von Kopf bis Fuß. Schuhe und leichte Funktionsjacke in Partnerlook. Er mit Videokamera, sie mit Naturführer.

Uns trennen noch etwa 10 Schritte. Da streckt er sich sichtbar, räuspert sich und dann: „Verzeihung, junge Frau …“ Ich drehe mich innerlich um. Jemand, der mir folgt?

Ich bin sicher 10 Jahre älter, als der Wanderrentner. „Sind Sie eine Einheimische?“ Ich kontere: „Sind wir das nicht Alle?“ Er grinst verlegen. Seine Begleiterin blättert nervös im Naturführer.

Ich schaue aufmunternd. Die Wanderrentnerin fasst sich ein Herz. „Ach wissen Sie, es ist ja Alles so schön schön hier. Der schöne Strand. Ganz sauber, auch unser Quartier. Und die schönen Häuser.“ Wirkungspause. Sie senkt konspirativ den Kopf. Ich denke, jetzt kommt´s. Der Skandal des Monats. Die Rentnerin fasst mir vertraulich an den Arm. „Aber diese Spinnen. Hier sind ja überall Spinnen. Gerade habe ich zu meinem Mann gesagt, jetzt dreh´n wir aber um Hans-Jochen. Diese Spinnweben im Gesicht. Furchtbar. Ganz furchtbar. Was machen Sie als Einheimische denn da?“

Ich höre mich sagen: „Wir sammeln und essen sie. Furchtbar gesund. Schön kross über Fisch. Eine Delikatesse.“ Dann habe ich mich umgedreht und bin gegangen.

Ihre Margarete Brix , die ihrem Lieblingsgastronomen gleich mal einen ganz kreativen Vorschlag unterbreiten wird.

P.S. Als wahre Freundin sämtlichen Gewürms und Getiers freue ich mich über das Naturfilmfestival Green Sreen, das an diesem Wochenende über die Eckernförder Bühnen geht. Allen BesucherInnen viel Spaß!