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Brief aus Eckernförde – Start up #86

Rente. Entweder man bekommt sie oder man bekommt sie nicht. Ab dem Rentenalter stellt sich so eine Art Ausgeliefertsein aus. Das war in den letzten Jahrzehnten für die meisten recht komfortabel. Aber nun schwebt über uns allen das Damoklesschwert „Demografischer Wandel“. Es war klar, dass  dieses Thema irgendwann auf der Agenda unserer Freundin aus dem schönen Eckernförde stehen würde. Wir müssen uns in Brauweiler nur einmal umschauen, zwei Seniorenstifte, mehrere Krankenpflegedienste… Manchmal fragt man sich, wie die Menschen im 20. Jahrhundert aus dem Leben geschieden sind? Sind die alle von einem Tag auf den anderen tot umgefallen. Margarete Brix sinniert heute über die monetären Probleme ihrer Kölner Freundin Marie. Über das, was da in 550 Kilometern Entfernung passiert, kann ich mich allerdings nur wundern. Fiete schmiedet mit Marie eigenartige Pläne beim Pils. Aber bevor Sie sich der Lektüre des Briefes aus Eckernförde hemmungslos hingeben, sei noch eine Frage erlaubt: Wird es auch eine Filiale der „EF – Senior Consultants“im Rheinland geben? Vielleicht sogar in Brauweiler?

 

Moin, moin,

endlich kam in der letzten Woche meine Freundin Marie aus Köln mal wieder zu Besuch. Eine rheinische Frohnatur, die Augenblicke düsterer Gedanken erhellt wie ein Flutlichtmast den Anstoßkreis. Marie, das lässt meine Formulierung ahnen, ist von der robust-rabiaten Sorte und unerschütterlich. Das zumindest dachte ich bisher. Dienstag war es, als wir nach einer zusätzlich angesetzten Chorprobe in großer Runde saßen. Es war laut, es war fröhlich. Nur Marie hockte mit hängenden Schultern vor ihrem Bier. Ich glaubte, es läge am Kölschentzug und machte eine entsprechend ketzerische Bemerkung. Aber Marie neigte nur das bis auf einen Tropfen geleerte Glas, tippte auf den gerade so benetzten Boden und sagte: „Das Maggie, das sind ungefähr 0,25 Prozent des ursprünglichen Inhalts. Das entspricht der Rentenerhöhung ab Juli. Wenn du tausend Euro hast, bekommst du demnächst 2,50 Euro mehr. Die Bahnfahrt kostet ohne Platzreservierung als Sparangebot 191 Euro hin und zurück. Da werde ich wohl bald wieder trampen müssen.“
Mir war das unangenehm. Ich war Beamtin und beziehe heute eine auskömmliche Pension. Fieberhaft suchte ich nach einer Antwort, die unter Freundinnen angemessen sein würde. Marie war offensichtlich bedrückt. Geldsorgen. Ein schwieriges Thema.
Da grätschte Fiete mitten in die heikle Situation hinein. Er blickte von seiner Zeitung  hoch, grinste und sagte: „Kinder, ich hätte da eine Idee“. „Geldanlage muss ja nicht immer nur sinnvoll sein, sie kann ja auch sinnvoll und sinnlich sein.“ Marie und ich blickten fragend. „Beate Uhse“, stellte Fiete fest, schreibt wieder schwarze Zahlen. Gef**** wird immer. Und jetzt denken wir mal an unsere Kernkompetenz. Wir sind alt und wir sind erfahren. Wer könnte da besser beraten als wir!? Lasst uns eine Firma gründen. „EF – Senior Consultants“.
Ich fragte, wofür „EF“ stünde. „Erotic Affairs“, antwortete Fiete „Jetzt dreht er durch“, merkte Marie an und orderte ein frisches Pils. Wir sprachen dann noch über Sex im Alter, Sex-Toys und Bücher erotischen Inhalts. Maries Interesse wuchs sichtlich. Der neue Chorleiter verstrickte mich in ein Gespräch über das neue Programm. Leider. Als ich zu Marie und Fiete zurück kam, sprachen die inzwischen über den Business-Plan. Und zwar durchaus ernsthaft. Wenn das Beate Uhse erlebt hätte. Sie wäre stolz auf die beiden gewesen.

Ihre und Eure Margarete Brix

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