Brief aus Eckernförde – Die Kraft der Tat #91
Ein Ausspruch hat mir eben bei der Lektüre des Briefes aus Eckernförde besonders gut gefallen. „Umgraben statt lamentieren.“ Oh. Margarete Brix, wie sprichst du mir aus der Seele. Nur wie bringt man das den Brauweilern bei. Es hat schon mehrere vereinzelte Versuche gegeben, in der Dorfmitte Zeichen zu setzen. Damit sich was ändert am Guidelplatz, unserem Schandfleck gegenüber der Brauweiler Abtei. Wer erinnert noch die Plakataktion entlang des Bauzauns? Es gab auch mal einen Zettel in einer Klarsichthülle, die an den Zaun gepinnt war: „Leute, habt noch etwas Geduld!“ So was in der Art. Vor ein paar Wochen gab es auch mal zwei Einzelhändlerinnen, die am Freitagnachmittag zwei Blumentöpfe am Zaun abgestellt haben. Das ging schon mal in die richtige Richtung, zwei Menschen richten mehr aus als einer, die hatten jedoch nicht mit dem Dritten gerechnet, der innerhalb von Stundenfrist Gefallen an den Blumen gefunden hatte und diese einfach entwendet hatte. Die eine Tat konterkariert durch die andere. Aber was lernen wir daraus? Soll sich eine Hundertschaft Brauweiler zusammenrotten und das Guidelloch wieder zuschütten und hinterher planiert eine Armada Brauweiler mit ihren SUVs den Platz? Schöne Idee, leider nicht umsetzbar. Da steht wohl das Eigentumsrecht der Gold-Kraemer-Stiftung davor. Aber ich werde mir was überlegen. Von daher empfehle ich erst einmal nach Eckernförde rüberzuschalten. (Illustration: Meike Teichmann)
Moin, moin,
Albert Schweitzer, der Urwalddoktor am Klavier, der Nobelpreis- und Hoffnungsträger war Musiker und Orgelbauer und Theologe. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Was ihn aber unwiderruflich zu einem Menschen werden ließ, dem Respekt gebührt, ist der schlichte Umstand, dass er es gemacht hat. Er ist nach Afrika gegangen und hat geholfen. Ende, aus, Micky Maus.
Umgraben, statt lamentieren. So könnte auch was aus dem Ziel werden, Nichtwähler in den Schoß der parlamentarischen Demokratie zurückzuholen.
Während ich darüber sinnierte, klopfte es bei mir. Klopfen tut eigentlich nur mein Freund Fritze. Ich vermute, dass diese Angewohnheit mit seiner früheren Tätigkeit zu tun hat. Als Zollinspektor hat er sich wahrscheinlich immer mal wieder heimlich irgendwo rangeschlichen, büschen vorsichtig geklopft und zack. Aber ich will nicht spekulieren.
Vor der Tür stand dann aber ein Feuerwehrmann. Ich sah ihn nur von hinten, denn er hörte meiner Nachbarin Jolande Bruns zu, einer verwitweten Blumenhändlerin aus Emden. Aber ich schweife ab. Ich tippe dem Feuerwehrmann auf die Schulter, er dreht sich um und entpuppt sich tatsächlich als Fritze. Und wissen Sie, was der sich hat einfallen lassen? Er ist in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten und ist jetzt unterwegs um Nachwuchs zu rekrutieren. In Schulen und Jugendhäusern und auch so, von Tür zu Tür. Zwar fiele ich nicht mehr in sein Beuteschema, erklärte er mir, aber ich könne doch auch mitmachen. Mit dem Mund sei ich doch unübertroffen.
Fritze und Albert Schweitzer. Echte Kerle.
Das mit der Feuerwehr werde ich nicht machen. Uniform steht mir nicht. Aber ich werde mir überlegen, wie ich Nichtwähler zu Wählern machen kann. Mit Argumenten, oder vielleicht mit selbstgebackenem Kuchen. Nächste Woche fange ich an. Da setze ich mich dann einfach auf einen Spielplatz und komme ins Mütter-Oma-Gespräch. Das fällt mir ja leicht.
Ihre und Eure Margarete Brix
P.S. Samstag ist ja Motoküstika. Da werde ich in Jörns BMW-Gespann als Sozia eine schöne Runde drehen. Hoffentlich hält das Wetter.
P.P.S. Rasmussen und die Brix: das neue Duo am Krimi-Himmel. In: Tod am Strand. Soeben bei emons erschienen und erhältlich in der Bücherstube Brauweiler.