Brief aus Eckernförde – JR lebt #101
JR lebt. So steht es in dem heutigen Brief aus Eckernförde. Und ich habe im Netz tatsächlich den Beweis gefunden. Heute Abend gehen wir alle auf den Ball der Braunkohlebarone und hoffen, dass nicht irgendwann unter unserem schönen Dorf noch Öl gefunden wird. Denn Eckernförde und Umgebung wird gerade zu ein Thema zusätzlich erhitzt. Ein 2000 wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegebenes Ölfeld soll nun wieder angezapft werden. Touristiker und Naturschützer laufen Sturm. Wie gut, dass das Biotop in unserer Dorfmitte rechtzeitig geschliffen wurde. Und jetzt schalte ich um nach Ecktown. (Illustration: Meike Teichmann).
Moin, moin,
Mittwoch klingelte mein Telefon, als ich gerade unentschieden war, ob ich das Salatdressing mit diesem sündhaft teuren Bio Aprikosenkernöl (ein Geschenk von Frauke – von wem auch sonst!?) oder doch ganz gewöhnlich mit Olivenöl vom Discounter herstellen sollte. Fiete würde nicht schmecken, ob das Grünzeug hier- oder damit veredelt wurde. Er würde es sowieso wegmalmen wie ein Kaninchen. Allerdings könnte ich beim Aprikosenkernöl darauf verweisen, dass seine Tochter es mir geschenkt hat. Das würde ihn freuen.
Der Bürgermeister von Aschau kam dazwischen. Und was Iversen am Telefon andeutete, ließ nur den Rückschluss zu, dass ihn Creutzfeld-Jakob oder schlimmeres erwischt hatte. Also gab ich seiner Bitte nach und fuhr rüber. „Danke, dass Sie kommen konnten.“ Ein fettes, unnatürliches Grinsen steht in seinem Gesicht. „Da nich für“, erwidere ich. Iversen: „“Ich vergesse niemals Leute, die mir einen Gefallen tun, und die die es nicht tun, erst recht nicht!“ Eine Pause entsteht. Iversen interpretiert meinen fragenden Blick richtig. „Das sagte J.R.“ “Wer?“ „J.R. Ewing, Dallas, Sie kennen doch Dallas.“ Meine Vermutung war korrekt. Iversen hatte es erwischt. Wenig später erfahre ich, was ihn erwischt hat. Das Ölfieber. Gierig war er schon immer. Aber nachdem er erfahren hat, dass unter der fruchtbaren Krume Schwedenecker Äcker schwarzes Gold zu finden ist, versucht er nun soviel Land zu kaufen, wie er kriegen kann. Er hat bereits Strohmänner eingesetzt, sein eigen Grund und Boden beliehen, sein Auto verkauft, seine Tochter angepumpt und seine Lebensversicherung gekündigt. Und nun sollte ich ihm juristisch beratend zur Seite stehen, wenn er in die wichtigen Verhandlungen mit RWE Dea eintritt. Keine Frage: Iversen brauchte ärztliche Hilfe. Ich habe Dr. Petersen gerufen. Der hat Iversen eine Beruhigungsspritze gegeben.
Wieder in der heimischen Küche angelangt, saß Fiete vor dem Aprikosenkernöl. „Margarete“, sinnierte er laut, „diese Bio-Speiseöle. Ein echter Markt. Ob man aus Sanddorn wohl auch Öl pressen kann?“
Die spinnen, die Kerle. Ich bin ins Utgart ´ne Pizza essen gegangen.Ihre und Eure Margarete Brix
P.S. Sonntag geht´s ab in die Prärie. Aber sicher nicht zum Öl bohren: http://www.praeriegarten.de/
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