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Brief aus Eckernförde: Über den Wolken. #2

(red) Letzte Woche haben wir Margarete Brix vorgestellt, unsere Urlaubsbekanntschaft aus Eckernförde. Brix ist Amtsrichterin a.D. Sie kennt in der Region Gott und die Welt. In ihrer ersten Kolumne hat sie uns mit ihrem Einblick in das Eckernförder Stadtleben vorgeführt, warum Brauweiler unbedingt ein Fenster in die große weite Welt braucht. Diese Woche berichtet Frau Brix über ihren Besuch in Köln und Brauweiler. So schnell kann das gehen mit der Völkerverständigung zwischen Rheinländern und Schleswig-Holsteinern. Wobei die Frage, ob unsere Kolumnistin Schleswigerin oder Holsteinerin ist, gar nicht so uninteressant ist. Aber das kriegen wir später. Heute geht es um die Metropole Köln und das, was man landläufig Umweltbelastung nennt, eigentlich aber eine Lärmbelästigung ist. Und in dem Moment, wo ich das schreibe, brummt wieder ein Flieger über Brauweiler weg . (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

Kennen Sie Reinhard Mey? Nein? Allen, nach 1970 geborenen  Leserinnen und Lesern sei gesagt, dass Google bei der Suche nach seinem Namen 1.970.000 Treffer bietet. Mey ist einer der renommiertesten deutschen Liedermacher. Wie ich finde, zu recht. Er ist in Berlin geboren und sieben Jahre jünger, als ich. Hätte schon in mein Beuteschema gepasst, der süße Fratz. Aber lassen wir das. Warum ich ihn erwähne? Wegen seines Liedes „Über den Wolken“.  Dort heißt es nämlich: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“.  Was will uns der Autor damit sagen? Dass man sich, wenn man es denn erstmal bis über die Wolken geschafft hat, alles erlauben kann? Dass man sich nicht mehr an Recht und Gesetz zu halten hat, sobald man auf seine Mitmenschen herab blicken kann? Eine Frage, die mich als Richterin im Ruhestand gewissermaßen naturgemäß beschäftigt.

Als Privatperson, deren Gehör noch immer sehr gut funktioniert, interessiert mich die Frage nach der Freiheit über den Wolken, weil ich in der letzten Woche bei meiner Freundin Marie in Köln zu Gast war. Eine Woche, die nicht zuletzt dank Dombesuch und Rhein in Flammen bei mir in schöner Erinnerung hätte bleiben können, wären da nicht die Flugzeuge über meinem Kopf gewesen (zum Thema Flugzeuge in meinem Bauch und Herrn Grönemeyer, vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt an dieser Stelle). Minütlich dröhnte, jaulte, röhrte und krawallte es. Mein Unbehagen wandelte sich zu anhaltendem Unwohlsein. Später wurde ich ärgerlich und als sich meine Kernschlafzeit auf vier Stunden reduziert hatte, spürte ich blanken Hass. All diese ignoranten Berlin-Frankfurt Hopper, die in ihrem Leben noch nichts Sinnvolles zustande gebracht haben und jenseits von Excel, Smartphone und Facebook keinen sicheren Schritt auf den Boden bekommen, all jene rotgesichtigen Mallejünger, die mindestens drei Mal pro Jahr einen anständigen Sonnenbrand in Folge massiven Alkoholabusus und daraus resultierendem gefühllosem Braten am Ballermann brauchen, wie ich die Nacht zum Schlafen. All jene also, die es nicht schert, was ihr überflüssiges Tun, ihr sinnloses Hin- und Hergefliege für andere bedeutet, bedachte ich mit nicht druckfähigen Flüchen und Bannsprüchen. Die Betreiber der Airlines und Flughäfen schloss ich sicherheitshalber gleich mit ein.

Grenzenlose Freiheit? Für wen, frage ich mich. Für eine kleine Minderheit. Doch nicht genug damit, dass die Freiheit über den Wolken wegen erfolgreicher Lobbyarbeit grenzenlos sein darf. Nein, ein anderer Tonkünstler* stellte lange vor Reinhard Mey fest: „Piloten ist nichts verboten“. Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn es die Jungs am Himmel treiben können, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt. Hier braucht es Wutbürger, die zivilen Ungehorsam üben und den Rowdies der Lüfte das Handwerk legen. In diesem Zusammenhang sei ein dritter, deutscher Sänger erwähnt, der übrigens 1996 in Nordfriesland starb. Sein Name: Rio Reiser. Seine Botschaft 1970 mit der Band Ton Steine Scherben: „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“.

Ich bin nun wieder zurück in unserem schönen Eckernförde und was hier an meine empfindsamen Ohren dringt, ist Musik für dieselben.  Es ist die Melodie, die mir die Möwen singen. In meinem kleinen Kosmos die einzig legitimen Herrscher der Lüfte. Über und unter den Wolken.

Ihre Margarete Brix

* Der nämlich Tonkünstler war 1932 Hans Albers, der blonde Hans, der übrigen jahrzehntelang ein Toupet trug. Da sage noch einer, Frauen seien eitel.

 

 

 

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