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Gastbeitrag Prof. Christian Forkel – Sekundarschule Brauweiler: eine Zusammenfassung

Die Stadtverwaltung Pulheim führt noch bis Freitag, 22. Februar, die Anmeldung zur Sekundarschule im Schulzentrum Brauweiler durch. Jetzt entscheiden also die Zahlen – 75 Anmeldungen benötigt die Sekundarschule, dann wird sie bereits zum Schuljahr 2013/14 in Brauweiler eingeführt. Aber die Lage ist nach wie vor unübersichtlich. Sind die Gegner der Sekundarschule einfach nur dagegen? Welche Motivationen und Argumente stecken hinter der Ablehnung? Da kommt der Gastbeitrag von Prof. Christian Forkel aus Brauweiler gerade recht.  Es darf sehr gerne auf dem Brauweilerblog diskutiert werden. Dafür sind die Kommentarfunktionen unter den einzelnen Artikel da.

Derzeit läuft das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen in Pulheim – unter anderem auch für die äußerst umstrittene Sekundarschule. Den Befürwortern in der Pulheimer Stadtverwaltung und im Bildungsbeirat steht die ablehnende Haltung der pädagogischen Einrichtungen vor Ort (Arthur-Koepchen-Realschule, Abtei-Gymnasium, Jugendhaus Zahnrad) gegenüber.

Zur Historie der Sekundarschuleentscheidung:

Die Überlegungen zur Einrichtung einer Sekundarschule in Pulheim haben ihre Ursache einerseits in den rückläufigen Anmeldezahlen der Hauptschule, andererseits in Überlegungen des Pulheimer Bildungsbeirats (in den leider kein Brauweiler Schulvertreter berufen wurde) zur Optimierung der Pulheimer Bildungslandschaft insgesamt. Nachdem verschiedene Modelle gescheitert waren (Gesamtschule, Gemeinschaftsschule), wurde die Sekundarschule als geeignete Ergänzung der Pulheimer Bildungslandschaft ausgewählt. Die Sekundarschule soll ein längeres gemeinsames Lernen ermöglichen und SchülerInnen mit Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialempfehlung in einer Schule unterrichten. Im Unterschied zur Gesamtschule beinhaltet die Sekundarschule keine eigene Oberstufe, sondern kooperiert mit einem bestehenden Gymnasium. Um die Möglichkeit des Übergangs auf die Oberstufe zu schaffen, sollen die SchülerInnen auf gymnasialem Niveau unterrichtet werden, die bestehenden Leistungsunterschiede zwischen Hauptschul- und Gymnasialniveau sollen durch eine höhere Anzahl an Lehrkräften und zusätzliche Räumlichkeiten für differenzierenden Unterricht aufgefangen werden. So weit die Theorie. In der Realität zeigt sich schon schnell ein Schwachpunkt: SchülerInnen mit Gymnasialempfehlung besuchen erfahrungsgemäß direkt das Gymnasium, anstatt den Umweg über die Sekundarschule zu nehmen.

Die pädagogischen Einrichtungen vor Ort waren und sind nicht grundsätzlich gegen die Sekundarschule eingestellt, sie haben zunächst sogar an der Erstellung eines möglichen Konzeptes mitgewirkt. Im Zuge der Konzepterstellung wurde den beteiligten Brauweiler Institutionen jedoch deutlich, dass wesentliche Voraussetzungen für die Sekundarschule nicht gegeben und deren Schaffung seitens der Stadt auch nicht abgesichert sind. Dies betrifft insbesondere die Ressourcenfrage: die Bezirksregierung Köln konnte keine verbindliche Zusage zu den erforderlichen Lehrkräftekapazitäten der neuen Sekundarschule geben und die erforderlichen zusätzlichen Räumlichkeiten sind weder planerisch noch finanziell sichergestellt. Ein Raumkonzept soll erst Mitte 2013 (also erst deutlich nach der Entscheidung über die Errichtung einer Sekundarschule) angegangen werden, die Erstellung der zusätzlichen Räumlichkeiten wird frühestens für 2015 in Aussicht gestellt.
Formal werden sich beide Schulformen streng getrennt voneinander entwickeln, d.h. die eine Schule wird komplett neu aufgebaut, während die andere Schule langsam „abstirbt“. Für die Schwierigkeiten, die sich hieraus ergeben (Übergang der Lehrkräfte, Umgang mit Wiederholern, Sicherstellung des Unterrichts für die letzten Jahrgänge etc.) liegt noch kein Konzept vor. Zu viel bleibt unklar. Wie sagte noch der zuständige Dezernent zu diesen drängenden Fragen auf der entscheidenden Ratssitzung lapidar: „Das wird sich alles noch ergeben!“

Konsequenzen der mangelhaften Vorbereitung der Sekundarschule:

Die an der unzureichenden Vorbereitung der Sekundarschule geäußerte Kritik wurde schlichtweg negiert, was dazu führte, dass zunächst die Arthur-Koepchen-Realschule (und zwar schon im Frühjahr 2012), später auch das Abtei-Gymnasium und das Jugendhaus Zahnrad die Einführung der Sekundarschule unter diesen Rahmenbedingungen ablehnten. Das Votum der Realschule hatte dabei zunächst „nur“ atmosphärische Auswirkungen; die Ablehnung des Gymnasiums aber führt dazu, dass die Schüler beim Übergang von der Sekundarschule auf die Oberstufe in ein ca. 10 km entferntes Gymnasium wechseln müssen, was eine zielführende Kooperation zwischen Gymnasium und Sekundarschule deutlich erschwert. Durch die Ablehnung des Zahnrads steht vor Ort kein Kooperationspartner für die Ganztagsbetreuung der Sekundarschule zur Verfügung.

Unter diesen Rahmenbedingungen steht nicht zu erwarten, dass sich viele SchülerInnen mit Realschulempfehlung und Ambitionen auf einen späteren Oberstufenbesuch für die Sekundarschule entscheiden werden. Das hehre Konzept der Sekundarschule verkommt somit zur „Restschule“ zur Aufnahme all derer, die woanders keinen Platz bekommen. Ähnlich sieht das offensichtlich auch die Schulverwaltung, denn während von der Realschule ca. 90% der Schüler eine Berechtigung für eine weiterführende Schule erhalten, erwartet die Stadt Pulheim lediglich einen Übergang von ca. 10 SchülerInnen jährlich (also 10 – 15%) von der Sekundarschule auf das Gymnasium. Hinter vorgehaltener Hand wird denn auch erläutert, dass die Sekundarschule nach Brauweiler (und nicht anstelle der Marion-Dönhoff-Realschule in Pulheim) kommen soll, da es dann „nur 40 % Pulheimer Schüler trifft“. Denn an der Artur-Koepchen-Realschule gibt es 60% Einpendler aus Köln und dem Pulheimer Umland. Eine doch sehr stiefmütterliche Betrachtungsweise des Stadtteils Brauweiler!

Entscheidungen der Stadt und Entscheidungsmöglichkeiten für Eltern:

Die Bitte der in Brauweiler ansässigen pädagogischen Institutionen, die Einführung der Sekundarschule um ein Jahr zu verschieben und gemeinsam an der Klärung der offenen Fragen zu arbeiten, wurde von der Mehrheit des Pulheimer Rats abgelehnt. Ebenso wurden demokratische Entscheidungsmöglichkeiten der Eltern für die von ihnen gewünschte Schulart (parallele Anmeldungsmöglichkeit für Sekundarschule und Realschule oder ein vorgezogenes Anmeldeverfahrens allein für die Sekundarschule) abgelehnt. Statt dessen müssen nun die Eltern, die ihr Kind gerne auf der Realschule anmelden würden, ihr Kind zunächst pro forma an anderen Schulformen als der Sekundarschule anmelden und auf den zweiten Anmeldezeitraum an der Realschule warten. Die von der Schulverwaltung kommunizierte „Angstkampagne“, andere Schulen könnten dann überfüllt sein und Kinder würden „weder hier noch dort einen Platz bekommen“ zeigt dreierlei: erstens das fehlende Zutrauen der Schulverwaltung in die von ihr selbst präferierte Schulform Sekundarschule, zweitens die fehlende Kenntnis über den Begriff „Schulpflicht“, die nicht nur für Schüler sondern auch für die Stadt besteht und drittens ein fehlendes Demokratieverständnis, wenn über Angstkampagnen SchülerInnen in eine Schulform gezwungen werden sollen, die sie gar nicht wollen.

Leider richten sich auch Bezirksregierung und Schulministerium nicht an ihren eigenen Leitlinien aus, nach denen eine Sekundarschule nur dort eingeführt werden darf, wo ein breiter Konsens über deren Einführung besteht. Angesichts der Ablehnung aller weiterführenden pädagogischen Institutionen und vieler Bürger in Brauweiler kann hiervon wohl keine Rede sein.  Hier spielt offensichtlich das übergeordnete politische Interesse an der Durchsetzung möglichst vieler Sekundarschulen eine größere Rolle als die eigenen Maßgaben und der Wille der Bürger vor Ort – trotz gegenteiliger Beteuerungen der Politiker. Selbst deutliche formale Mängel durfte die Stadt Pulheim nach Aufforderung durch das Gericht noch am letzten Tag (!) vor Beginn des Anmeldeverfahrens korrigieren.

Die Entscheidung liegt nun also alleine bei den Eltern: Kommen keine 75 Anmeldungen zustande, kommt auch keine Sekundarschule und die bisherige hohe Qualität der Lehre am Standort Brauweiler kann gemeinsam mit der Arthur-Koepchen-Realschule fortgesetzt werden.

Aktueller Stand:

Es ist bedauerlich, dass die Stadt Pulheim nicht stärker auf die Interessen vor Ort eingeht. Vielmehr setzt die Pulheimer Schulverwaltung externe Security-Kräfte und Polizeikräfte zur „Sicherung des Anmeldeverfahrens“ im Schulzentrum ein. Diese sehen sich der unglaublichen Anzahl von einer (!) Mutter gegenüber, die sich nur einen eigenen Überblick über die Anzahl der anmeldungsinteressierten Eltern verschaffen wollte. Denkt die Stadt wirklich, dass eine Sekundarschule nur unter Polizeieinsatz durchzusetzen ist? Es ist richtig, dass die Sekundarschule vor Ort unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht gewollt ist. (Nach bisherigen Rückmeldungen auch von den betroffenen Eltern nicht: Die Zahl der an der Sekundarschule interessierten Eltern ist nach der Hälfte der Anmeldezeit doch eher gering.) Die Debatte wird jedoch zumindest seitens Eltern und Schülern (den Lehrkräften ist die Äußerung Ihrer Ansichten ohnehin untersagt) mit demokratischen Mitteln (insb. Information) geführt. Nichts daran rechtfertigt Polizeieinsätze oder externe Security-Kräfte.

Wie gesagt: Die Konfrontation zwischen der Stadt Pulheim und den pädagogischen Institutionen und Bürgern in Brauweiler hätte verhindert werden können, wenn man die Sekundarschuleinführung um ein Jahr verschoben hätte, um die noch offenen Fragen gemeinsam zu klären. Die Stadt Pulheim wollte jedoch ihren Entscheid für die Sekundarschule – ohne wesentliche Rahmenbedingungen für deren Einführung ausreichend abzusichern. Es bleibt zu hoffen, dass die Eltern der Viertklässler ihr Votum gegen die unzureichend vorbereitete Sekundarschule weiterhin so klar äußern wie bisher.

16 Kommentare to “Gastbeitrag Prof. Christian Forkel – Sekundarschule Brauweiler: eine Zusammenfassung”

  • Wolfram Viertel:

    Ein immer wieder kehrendes Strickmuster
    Genau wie es Grün/Rot in Rheinland-Pfalz vorgeführt hat, werden auch in NRW kurz nach der Wahl Fakten in einem ideologischen Kampf geschaffen, im Glauben, dass sich bis zur nächsten Wahl alles beruhigt hat.
    Das wird leider klappen, denn der Wähler vergisst zu schnell.
    Ich wünsche der Schulgemeinschaft der Alfred-Koepchen-Realschule viel Erfolg!

    • Nelle:

      Na ja, Sekundarschule ist doch immer ein Lieblingsprojekt der CDU gewesen, ich habe nie verstanden, was daran Rot-Grün sein soll, deren originäres Projekt ist doch die Gesamtschule – und hier in Pulheim ist es doch wohl die CDU, die regiert. Insofern verstehe ich den Kommentar nicht, aber vielleicht habe ich ihn ja auch falsch verstanden.

  • Hermann Schmitz:

    Hallo,
    bei der Einführung der Sekundarschule sind noch viel zu viele Fragen offen. Die Entscheider im unbezahlten Teil der Verwaltung (Stadtrat) sind nicht ausreichend informiert worden. Und dass eine gut funktionierende Schule geschlossen werden soll, ist nach meiner Meinung nicht hinnehmbar. Und noch eine Frage konnte mir bisher niemand beantworten: Warum muss diese Sekundarschule umbedingt in Brauweiler eingerichtet werden? In Pulheim ist Platz genug. Aber alles getreu nach Grimm: ….die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Brauweiler Bürger weht Euch !!
    Viele Grüße
    Hermann Schmitz

    • Karl Müller:

      Hallo Herr Schmitz,

      vielleicht ist das Ausfluss der Schülerzahlen. Die Pulheimer Realschule hat mehr Schüler als die Brauweiler. Die Brauweiler Realschule hat aktuell noch im Schnitt 90 Kinder in den Eingangsklassen. Sie hatte mal deutlich über 100 Schüler je Jahrgang.
      Brauweiler ist Randlage, insofern spricht einiges dafür, im Zentralort alle Schularten vorzuhalten, da die Schulwege von allen Stadtteilen aus in etwa vergleichbar sein dürften. Für Randlagen dagegen empfiehlt es sich dagegen, Schularten zusammen zu fassen, um auf diese Art und Weise eine ausreichende Schülerzahl zusammen zu bekommen, um eine bestandsfähige Schule in der Randlage zu behalten.

      Welche Schulen gäbe es denn in Brauweiler, wenn nicht die Kölner, Geyener und Frechener Kinder die Brauweiler Schulen besuchen würden? Hätte Brauweiler überhaupt noch ein Gymnasium ohne diese Kinder?

      Und was bleibe vom Schulstandort Brauweiler, falls die Realschule in den kommenden Jahren weitere Schüler verliert?

      Am Bewährten festzuhalten ist nicht immer die beste Lösung.

      • Richter, Doris:

        Da mit der Einführung der Sekundarschule die Hauptschule abgeschafft wird, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Klassen aus vielen bisherigen Hauptschülern bestehen. Die Sekundarschule erhebt jedoch den Anspruch auf Lernen nach gymnasialen Standards. Was wird aus den Kindern, die mit dem Lernen nach eben jenen gymnasialen Standards überfordert sind? Wird das Lernniveau der gesamten Klasse dann heruntergefahren? Anscheinend, denn die Stadt Pulheim geht davon aus, dass nur ca. 10 Schüler/innen der Sekundarschule pro Jahr den Übergang in das Gymnasium schaffen. Zum Vergleich: 90% der Absolventen/innen der Arthur-Koepchen-Realschule erhalten die Qualifikation für eine weiterführende Schule, davon mehr als die Hälfte für eine gymnasiale Oberstufe!
        Bereits in Informationsveranstaltungen der Stadt Pulheim wurde deutlich, dass sich kaum potenzielle Gymnasiasten oder Realschüler für die geplante Sekundarschule in Brauweiler entscheiden. Damit ist die Sekundarschule kein sinnvolles Modell, um dem Wunsch vieler Eltern nach längerem gemeinsamem Lernen zu entsprechen.

        Hinweis zur Umfrage des Kölner Stadtanzeigers http://www.ksta.de/pulheim,15189190,21489552.html
        Frage: Wollen Sie eine Sekundarschule für Pulheim?
        Antwort: Ja, eine Sekundarschule ist eine gute Ergänzung für die Pulheimer Schullandschaft, sagen 3% der Teilnehmer.
        Antwort: Nein, die Arthur-Koepchen-Realschule muss erhalten bleiben, sagen 97% der Teilnehmer.

        Teilnehmer = 2.810 – Stand: 14.02.2013, 11.00 Uhr

      • Josef Weiden:

        Sehr geehrter Herr Müller,

        als Kölner Bürger sind wir sehr froh, dass das Schulzentrum Brauweiler in der Nähe die Schulformen vorhält, die für unsere Kinder richtig und wichtig sind. Brauweiler ist keine Randlage sondern schullandschaftlich gesehen der Nabel. Die Zahlen der Einstiegsklassen sind keineswegs rückläufig, nur weil statt 4 aktuell 3 Züge aufgenommen werden. Der Schulentwicklungsplan belegt das eindeutig. Die Stadt Pulheim hat kein Raumkonzept, bisher nicht und für die geplante Sekundarschule schon zweimal nicht. Und da ist es nur richtig, nicht mehr Kinder aufzunehmen, als verkraftbar möglich sind. Veränderungen sind wichtig, ja. Aber eine MINT-zertifizierte Realschule opfern (übrigens die einzige Schule im Rhein-Erft-Kreis) und dafür eine landauf – landab im höchsten Maße umstrittene Schulform konzept-und mittellos einführen? Die Antwort darauf versteht sich von selbst und wird auch gerade durch die Anmeldezahlen gegeben.

        Freundliche Grüße
        Josef Weiden aus Köln-Widdersdorf

        • Karl Müller:

          Hallo Herr Weiden,

          klar, wobei wir es hier mit einer „hübschen“ Form der Problemverlagetung zu tun haben, hat die Stadt Köln doch die Entwicklung der Schullandschaft im Kölner Westen sträflich vernachlässigt. Neue Wohngebiete in Widdersdorf, Müngersdorf und Lövenich aber keine schulische Infrastruktur. Ich verstehe die Kölner, die ihre Kinder nach P-Brauweiler schicken.
          Das hat aber Folgen:
          a.) Pulheim zahlt für eine schulische Infrastruktur, die eigentlich durch Köln gezahlt werden müsste.
          b.) Brauweiler hat andererseits dank dieser Kinder ein schulisches Angebot, dass größer ist, als es nur für Brauweiler Kinder vorgehalten werden müsste.
          c.) Es bleibt der Stadt Pulheim trotzdem unbenommen, ihre Schullandschaft entsprechend der kommunalen Bedürfnisse umzugestalten.

          Ob dabei eine Sekundarschule die richtige Lösung ist, das sei dahingestellt, aber alle Kommunen im Rhein-Erft-Kreis (dito Köln) brauchen eine Antwort auf das Sterben der Hauptschulen. Die Antwortoptionen sind begrenzt: Gesamtschule oder Sekundarschule. Pulheim hat sich für die Sekundarschule am Standort Brauweiler entschieden. Mit einem sehr kommunalen Blick der besagt: Brauweiler ist Randlage und eine Sekundarschule bietet eine höhere Gewähr, in Brauweiler ein langfristig gutes Schulangebot vorzuhalten als die Beibehaltung der Realschule.

          Ich persönlich hätte eine Gesamtschule für vernünfitger gehalten, ich habe die innerkommunalen Entscheidungsprozesse nur am Rande verfolgt, hatte aber den Eindruck, dass die Pulheimer Öffentlichkeit erst eingebunden wurde, als Verwaltung und Politik sich für einen Weg entschieden hatten. So was muss schief gehen.
          Da reden wir aber über strukturelle Fehler im Entscheidungsprozess, die m.E. für die aktuelle Zuspitzung verantwortlich sind.

          Die Stadt Pulheim wird eine Antwort auf das erwartbare Ende der Hauptschule finden müssen. Eine Realschule in Pulheim wird dabei aufgelöst werden. Die Alternative wird Gesamtschule oder Sekundarschule lauten.

          Ach ja: was passiert eigentlich wenn die Anmeldezahlen für die Sekundarschule unter der magischen Grenze von 75 bleiben und die der Realschule auch? Muss nicht auch die Realschule mindestens eine Dreizügigkeit vorhalten um weiter bestehen zu dürfen?

          Ein Scheitern der Sekundarschule in Pulheim ändert also an der Problemlage nichts und wird möglicherweise mit der Gründung einer Gesamtschule beantwortet. Und hierfür werden sich genügend Anmeldungen finden.

  • Richter, Doris:

    Anmerkung: Gesamtschule durch Sekundarschule ersetzen:

    Ulrich Sprenger vom Arbeitskreis Schulformdebatte e.V. in Recklinghausen ist Autor verschiedener wissenschaftsorientierter Beiträge zu Schulformen und v.a. zur Wirksamkeit von Gesamtschulen. Er sandte uns nachstehende Stelllungnahme:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    mit Blick auf den am kommenden Wochenende anstehenden Bürgerentscheid in Pulheim zur Einrichtung einer Gesamtschule möchten wir DRINGEND empfehlen, sich mit den Ergebnissen der Bildungsforschung zu befassen. Denn die sprechen GEGEN die Gesamtschule.
    Alle im folgenden wiedergegebenen Auskünfte sind belegt und nachzulesen auf der bundesweit bekannten Website http://www.schulformdebatte.de
    Diese Website wurde eingerichtet für Entscheidungsträger der Bildungspolitik und für die interessierte Öffentlichkeit. Sie finden dort wissenschafts-orientierte Beiträge zu Fragen der Schulstruktur, mit umfangreichen Quellenangaben und Literaturhinweisen.
    Untersuchungen der Bildungsforschung haben gezeigt:
    Das mit dem 5. Jahrgang einsetzende gegliederte Schulsvstem ist der Gesamtschule eindeutig überlegen: NRW-Realschüler hatten zum Beispiel am Ende des 10. Jahrgangs in Mathematik gegenüber gleich begabten NRW-Gesamtschülern „einen Wissensvorsprung von etwa zwei Schuljahren“. – NRW-Gymnasiasten hatten gegenüber gleichbegabten NRW-Gesamtschülern am Ende des 10. Jahrgangs einen Vorsprung „von mehr als zwei Schuljahren“. Auch in Englisch, Physik und Biologie wurden ähnliche Leistungsunterschiede vorgefunden.
    Jedes über den 4. Jahrgang hinausgehende längere gemeinsame Lernen schadet aber nicht nur den leistungsstärkeren, sondern auch den leistungsschwächeren Schülern.
    Diese Schülerinnen und Schüler werden beim längeren gemeinsamen Lernen in heterogenen, leistunqsgemischten Klassen permanenten Unzulänglichkeitserfahrungen und damit enormen psychischen Strapazen ausgesetzt.
    Für Schüler aus weniger stabilisierenden sozialen Verhältnissen ist die an Gesamtschulen nach dem 7. Jahrgang einsetzende Aufsplitterung des Klassenverbandes entwicklungspsychologisch hochgradig bedenklich.
    Das Heranwachsen der Kinder in stabilen homogenen Lerngruppen hat dagegen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls und auf die Entwicklung des Vertrauens zu sich und anderen. Dieser Effekt ist im gegliederten Schulsystem viel besser zu erreichen.
    Die hier beschriebenen Schwächen des pädagogischen Konzepts der Gesamtschule können nur in seltenen Fällen durch eine überdurchschnittlich engagierte Lehrerschaft kompensiert werden, und das nur bei besonders günstigen Rahmenbedingungen.
    Wir empfehlen DRINGEND, diese Ergebnisse der Bildungsforschung noch vor dem Bürgerentscheid einem möglichst breiten Adressatenkreis zugänglich zu machen, um die Chancen für eine sachlich fundierte Entscheidung zu erhöhen. Angesichts der möglichen Folgen ist das sehr wichtig.
    Die Einrichtung einer weiteren Gesamtschule und jede Schließung oder Umwandlung bestehender Schulformen ist nicht nur eine – volkswirtschaftlich kaum vermittelbare – Vergeudung von Ressourcen.
    Sie ist angesichts dieser Forschungsergebnisse auch – was langfristig noch viel problematischer ist – eine unbedachte Vernachlässigung des Bildungspotenzials der Region.

    Übrigens war es die CDU-Pulheim, die sich da so leidenschaftlich ins Zeug legte: http://www.cdu-pulheim.de/index.php/aktuell/pressemeldungen/1327-sprengerzubuergerentscheid

    Merke: Der Erhalt der bestehenden Pulheimer Schulen, wird ganz nach Bedarf der Politik entweder zum Top-Thema oder zum Flop-Thema.

  • Richter, Doris:

    Hallo @brauweilerblog,
    mein gestriger Beitrag ist doch mit der Quelle verlinkt!
    Und ja, es handelt sich um einen Text zur Gesamtschuldiskussion.
    Während der Debatte um eine mögliche Gesamtschule für Pulheim, legten plötzlich alle Parteien sehr großen Wert auf die vorhandenen Schulen und man wurde nicht müde deren Vorzüge zu preisen. Alle Partei-Argumente, die gegen eine Gesamtschule sprachen, sprechen heute ebenso gegen eine Sekundarschule!

  • Die Entscheider im Pulheimer Rathaus sind über die Entwicklung der Bildungslandschaft Pulheim sehr detailliert immer wieder informiert worden. Bis zum Oktober letzten Jahres wurden alle Schritte einstimmig in allen Gremien gefasst! Alle Schulgremien waren an allen Entwicklungsschritten immer beteiligt und das Kollegium der Realschule hat intensiv am Konzept der Sekundarschule mitgewirkt! Dass die neue Schule nicht gut vorbereitet sei, ist unwahr. Alles steht auf Start für die Schule! Die aggressivsten Gegner der Fortentwicklung kommen gar nicht aus Brauweiler, sondern aus Bergheim und Frechen!

  • Zitat:Derzeit läuft das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen in Pulheim – unter anderem auch für die äußerst umstrittene Sekundarschule. Den Befürwortern in der Pulheimer Stadtverwaltung und im Bildungsbeirat steht die ablehnende Haltung der pädagogischen Einrichtungen vor Ort (Arthur-Koepchen-Realschule, Abtei-Gymnasium, Jugendhaus Zahnrad) gegenüber. Zitat:

    Bis zum abschließenden Beschluss des Stadtrates hatte niemand der hier genannten seine Ablehnung irgendwo bekundet. Im Gegenteil hatten alle die Entwicklung positiv begleitet. Woher der plötzliche Sinnesumschwung kam, kann man nur vermuten! Fachlich begründet wurde er nicht!

    • Christian Forkel:

      Bei einer gut vorbereiteten Einführung einer neuen Schulform würde ich erwarten, dass Konzepte für den Übergang von der bisherigen auf die neue Schulform vorliegen, dass Raumkonzepte vorliegen, dass die notwendigen Ressourcen gesichert sind und dass die erforderlichen finanziellen Mittel reserviert sind. All dies hat die Stadt Pulheim jedoch offensichtlich nicht für notwendig erachtet. Die diesbezügichen Aussage „Das wird sich alles noch ergeben.“ kann man wohl kaum als gute Vorbereitung bezeichnen. Ob die Schule starten wird, wird sich noch zeigen. Heute gab es jedenfalls nur eine (!) Anmeldung zur Sekundarschule.
      Die Aussagen zur Mitwirkung der AKRS an der Sekundarschule und dem Zeitpunkt der Ablehnung der Sekundarschule durch die AKRS sind schlichtweg falsch: Die Ablehnung wurde der Stadt offiziell bereits im Frühjahr 2012 mitgeteilt und im Anschluss intensiv und schlüssig begründet. Warum dies seitens einiger Politiker – obwohl die Tatsache ihnen genau bekannt ist – immer wieder negiert wird, darüber möchte ich keine Vermutungen anstellen.
      Ich komme übrigens aus Brauweiler – wie viele andere auch, die die hohe Qualität der Lehre an der AKRS beibehalten möchten.

    • Hermann Schmitz:

      fachlich begründet kann eine neue Schulform nicht sein. Sie kann erst nach geraumer Zeit und einer Beurteilung als richtig oder falsch beurteilt werden.
      Bei den Info-Veranstaltungn gab es zahlreiche Bedenken. Diese wurden jedoch verschwiegen und/oder ignoriert.

  • Richter, Doris:

    Zu den Beiträgen von Herrn Theisen vom 14.02.2012

    Zitat: „Die Entscheider im Pulheimer Rathaus sind über die Entwicklung der Bildungslandschaft Pulheim sehr detailliert immer wieder informiert worden.“

    Ja richtig, genau so war und ist es, die „Entscheider“ werden informiert und die Betroffenen werden natürlich nicht gefragt.

    Zitat: „Bis zum Oktober letzten Jahres wurden alle Schritte einstimmig in allen Gremien gefasst!“

    Auch richtig – dumm nur, dass diese Gremien immer hinter verschlossenen Türen tagten. So durften z.B. die Stadtschulelternvertreter keinerlei Informationen an die Schulpflegschaften weitergeben. Hätte die Schulpflegschaft der AKRS früher Kenntnis von den Plänen der „Entscheider“ gehabt, hätte sie auch entsprechend früher reagiert und die Eltern informiert.

    Zitat: „Alle Schulgremien waren an allen Entwicklungsschritten immer beteiligt und das Kollegium der Realschule hat intensiv am Konzept der Sekundarschule mitgewirkt!“

    Zu den Schulgremien gehören ausdrücklich auch die Schulpflegschaften und die Schulkonferenzen. Die Schulkonferenz der AKRS wurde am 23.10.2012 von der Schulverwaltung informiert und aufgefordert die Abwicklung der AKRS zu beschließen. Seither setzt sich die Schulpflegschaft der AKRS für den Erhalt ihrer Schule ein.
    Das Kollegium der AKRS hat sich bereits im Frühjahr 2012 schriftlich ganz klar gegen das Konzept der Sekundarschule ausgesprochen.

    Zitat: „Dass die neue Schule nicht gut vorbereitet sei, ist unwahr. Alles steht auf Start für die Schule!“

    Weder die notwendigen zusätzlichen Lehrkräfte, noch die finanziellen Mittel können bisher zugesichert werden. Ein Raumkonzept liegt nicht vor, frühestens ab 2015 würde eine Veränderung wirksam werden. Bis dahin sind alle Schüler, vom schwächsten bis zum stärksten, zum Unterricht in einem Raum verdammt, ohne die Möglichkeit des Rückzugs in kleinere Fördergruppen. Für das jüngst publizierte MINT-Profil werden im Bereich Informatik besonders ausgebildete und entsprechend rare Lehrkräfte benötigt. Die Arthur Koepchen Realschule, als einzige MINT-Realschule im Rhein-Erft-Kreis, konnte genau eine Lehrkraft mit dieser speziellen Ausbildung für sich gewinnen. Für die geplante Sekundarschule wurde noch keine einzige Lehrkraft eingestellt und doch schmückt man sich schon heute mit einem „MINT-Profil“.
    Die Sekundarschule wird nur mit Minimalkapazitäten an den Start gehen, dass aber dafür unter Maximalbelastung aller Schüler/innen.

    Zitat: „Die aggressivsten Gegner der Fortentwicklung kommen gar nicht aus Brauweiler, sondern aus Bergheim und Frechen!“

    Die Schulpflegschaft der AKRS setzt sich seit Okt. 2012 für den Erhalt der Realschule ein und hatte zu keiner Zeit „aggressive Gegner“ in ihren Reihen.

    Zitat: „Bis zum abschließenden Beschluss des Stadtrates hatte niemand der hier genannten seine Ablehnung irgendwo bekundet. Im Gegenteil hatten alle die Entwicklung positiv begleitet. Woher der plötzliche Sinnesumschwung kam, kann man nur vermuten! Fachlich begründet wurde er nicht!“

    Die Schulpflegschaft der AKRS wurde erst im Okt. 2012 informiert und hat seither unzählige fachlich begründete Einwände vorgetragen, welche jedoch allesamt von den „Entscheidern“ konsequent ignoriert wurden.
    Das Kollegium der AKRS hat sich bereits im Frühjahr 2012 schriftlich gegen das Konzept der geplanten Sekundarschule ausgesprochen.
    Was „man vermutet“ sollte man auch aussprechen, denn nur so lassen sich die allermeisten Dinge sofort regeln.

  • Michael Partsch:

    Bislang sehnten Eltern und einige Ratsmitglieder hoffnungsfroh für nächsten Montag die Anmeldung an der AKRS und der Gemeinschaftshauptschule herbei und sahen freudig der Rettung ihrer Schulen entgegen. Währenddessen versuchen die Verwaltung sowie die selbdsternannten politischen „Entscheider“ getreu der Mentalität des Rattenfängers von Hameln in einem letzten Verzweiflungsakt noch einzelne versprengte Schüler für die aufgrund von Anmeldemangel eigentlich schon gescheitertete Sekundarschule aufzutreiben. Hierzu bedienen sie sich erneut wild ins Feld geworfener Dringlichkeitsentscheidungen, die mit Unterschrift des Bürgermeisters und nur eines Fraktionsmitgliedes ganze Ratsbeschlüsse außer Kraft setzen sollen. Als ob eine Verlängerung der Anmeldefrist um eine Woche den Bürgern plötzlich vorgaukeln würde, die Sekundarschule wäre mehr als sie ist. Wieder einmal werden die Brauweiler Bürger von CDU, FDP und SPD verraten und verkauft.
    Bürger nehmt Eure demokratischen Rechte wahr, eure gewählten Ratsmitglieder tun das schon lange nicht mehr!

    Michael Partsch

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