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Brief aus Eckernförde – Guten Mooorgen Frau van Rüsen-Krampelmann # 15

Occupy was auch immer. Schiet auf Facebook. Die dritte Kerze naht. Nachdem der Nikolaus wieder in unseren Alltag eingefallen ist, werden die Gedanken besinnlicher. Langsam wird überall das Tempo herausgenommen. Die Malocher können nicht mehr, die Honoratioren drehen ihre Jahresendrunde durch die sozialen Einrichtungen. Warum soll das in Brauweiler anders sein als in Eckernförde? Das bestätigt auch unsere Urlaubsbekanntschaft von der Ostseeküste. Margarete Brix, Amtsrichterin a.D. schwelgt in Kindheitserinnerungen. Und auf einmal tritt aus der globalisierten Welt, vernetzt und unübersichtlich, das menschliche Antlitz hervor. Danke, Maggie, für diese besinnliche Kolumne. (Illustration: Meike Teichmann)

Moin, moin,

als ich meine Bildungskarriere im Sommer 1944 startete, hieß die Schule Volksschule. Es war Krieg. Der Hauptbahnhof in Kiel wurde in Schutt und Asche gebombt, in Eckernförde gab es eine Torpedoversuchsanstalt, Onkel Friedrich fiel an der Ostfront und ich ging nirgendwo ohne meinen Steiff Teddy hin. Bis zum Tag der Einschulung. Teddy durfte nicht mit. Das war traurig. Viel trauriger als der frühe Tod von Onkel Friedrich. Aber dann stand ich vor Fräulein Paasch. Sie beugte sich zu mir hinunter, wischte mit ihrem Daumen eine Träne von meiner Wange, legte den Kopf kaum merklich schief und fragte, wen ich vermissen würde. Wie konnte sie das nur wissen? Ich erzählte ihr schluchzend von Teddy. Fräulein Paasch lächelte verständnisvoll und am nächsten Schultag saß Teddy vorn auf dem Pult und passte genauso gut auf, wie ich. Vier Jahre waren Fräulein Paasch, Teddy und ich unzertrennlich. Fräulein Paasch spürte genau, was gut für mich war.

Daran dachte ich, als ich Dienstag, also an Nikolaus, auf einem kleinen Stuhl in einem Klassenraum der Gorch-Fock Grundschule saß und in die aufmerksamen Gesichter selbstbewusster Viertklässler schaute.  Die Lehrerin von Pia, Fynn, Marie und den anderen hatte mich als Richterin Brix vorgestellt. Das machte den Lütten keine Angst. Ich war erfreut, denn oft hatte ich erlebt, dass auch völlig unbescholtene Zeugen vor Gericht und meiner ansichtig werdend, deutlich verunsichert wirkten. Ganz so, als sei ich Knecht Ruprecht. Heute jedenfalls sollte ich nicht Recht sprechen, sondern von Gerechtigkeit erzählen. Was sich die Grundschulen heute einfallen lassen, um aus unserem Nachwuchs mündige Bürger zu machen, ist beeindruckend. Ich erzählte also von kleinen Fischen und großen Haien, von Fischer Piet, der seinem Kapitän Fisch geklaut hat um ihn seinen Nachbarn zu schenken, die ganz wenig Geld hatten. Und ich erzählte von einem gierigen Bürgermeister, der einen Acker gekauft hat und zwei Jahre später dafür sorgte, dass eine große Firma dort bauen konnte. Und ich stellte fest, dass die Kleinen ein sicheres Gespür für Gerechtigkeit haben.

Es ist heute, wie es schon immer war. Menschen fühlen instinktiv, was gut und schlecht, was richtig und falsch ist. Ich schreibe das, weil ich uns alle auffordern möchte, dass wir uns stärker auf unser Bauchgefühl verlassen, dass wir auf unser Herz  hören. Man will uns Glauben machen, die Welt sei unendlich kompliziert geworden und wir Laien könnten nicht beurteilen, was zu tun sei. Das ist falsch. In Frau van Rüsen-Krampelmanns Klasse habe ich 67 Jahre nach meiner Einschulung wieder erlebt, dass wir allen Grund haben, auf uns Menschen zu vertrauen.

Ich wünsche Ihnen einen friedlichen 3. Advent

Ihre Margarete Brix

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